2023-05-27 bis 06-03: Pfingsten an der Durance

2023-05-27 bis 06-03: Pfingsten an der Durance

Aufmerksame Leser unserer Vereinschroniken dürften wissen, dass die letzten beiden Pfingstfahren nach Lienz in Osttirol von schrägen Wetterbedingungen, Kälte, Sturm und sintflutartigem Regen mit Hochwasser und Erdrutschen geprägt waren. Also probierte die WHW Wildwassergruppe dieses Jahr etwas neues und machte sich auf die weite Reise ins französische Wassersportparadies an der Durance. Neben den üblichen Verdächtigen gesellte sich das neuste und jüngste Mitglied der Wildwassergruppe Nils (aka die lebende Leiter) zu uns sowie Durance-Veteranen Sabine und Armin aus Mannheim, die uns mit ihrer Ortskunde beglückten.

So ortsfremd wir waren, fühlten wir uns im neuen Revier schnell heimisch: Hier gab es gleich zwei verschiedene Slalomstrecken zum Frühstück, die Gail heißt hier Guil (zumindest ist die Anfahrt ähnlich besch…) und die französischen Flussgötter haben ebenso großen Appetit auf Paddelbruch und Schwimmer wie die Tiroler.

Die Gruppe reiste in verschiedenen Etappen am Samstag und Sonntag an. Was kann schöner sein, als eine 10-stündige Fahrt im engen Auto durch eine zweistündige Fahrt im engen Boot zu unterbrechen?

Samstag, 27.05.2023

  • Fier, 9km WW 2 (3)
    • Ein am Pegel Dingy-Saint-Clair
    • Aus Brücke Brogny
  • Pegel Dingy-Saint-Clair 6.5m­3/s (Mindestpegel für lohnenswerte Befahrung)
  • 7 Paddler
  • 63 Vereinskilometer

DBlick aus dem Kehrwasser oberhalb des "Doms" am Fier bei sehr wenig Wasserer Fier durchfließt im Nordosten der Stadt Annecy eine schöne unverbaute Waldschlucht, die ein bisschen an eine Mischung aus Loisach und unterer Bregi erinnert. Direkt hinter dem Einstieg wartet ein kleiner siphonierter Katarakt, der an den Loisacher Dom erinnert. Bei niedrigen Wasserständen problemlos zu befahren, kann dieser bei höherem Pegel WW3-4 erreichen und eine schlauere Linienwahl erfordern.

Der Rest der Schlucht bestand aus einfachen Schwällen mit zahlreichen schönen Kehrwassern sowie einer malerischen Klamm mit einer von Hängepflanzen zurückeroberten alten Bogenbrücke.

Von Annecy ging es in gut einer Stunde weiter nach Grenoble, wo die Autobahn endete und knapp drei Stunden Pass-Gegurke folgten, auf dem jede Gruppe ihr eigenes Abenteuer erlebte: Das erste Auto, mit fünf Paddlern und Booten heillos überladen, folge dem Navi auf einen Umweg von 90 Minuten, lernte dabei jedoch einiges über Västerbotten-Käse. Das zweite Auto war zwar nur mit zwei Personen beladen, dafür aber mit gepanschtem Diesel betankt, sodass es am Berg munter Fehlzündungen nagelte. Das dritte Auto hatte so gar keinen Bock auf Pass und fing Feuer, welches sich unter beherztem Einsatz einer Campingdusche unter Kontrolle bringen ließ. Alles ganz norml also.

 

 

  

 

 

Sonntag, 28.05.2023 – Guisane double, Onde und obere Slalomstrecke

Gleich am ersten vollen Paddeltag offenbarte sich eine Eigenschaft des Reviers an der Durance: Es gibt wenige Strecken im 2-3er Bereich, die mit der gesamten Gruppe befahren werden können. Dreier-Strecken gibt es zu Hauf, doch sind diese eher flott, steil und gehen im Zweifelsfall in Richtung WW 4. Deshalb teilte sich die Gruppe etwas kompliziert wie folgt auf:

Run 1:  

  • Guisane, 8km WW II (1 längerer Katarakt III-IV)
    • Ein Le Monetier les Bains, Le Casset, Nähe Camping 2 glaciers
    • Aus Parkplatz, Riesenkehrwasser an der Mündung des Torrent du Bez (re)
  • Pegel Monetier nicht kalibriert, 4.4m3, 40cm, entsprach eher 10-14m3 auf dem Bach, MW
  • 7 Paddler, 6x WHW
  • 48 Vereinskilometer

Die Guisane floss sehr schnell und steil, doch ohne nennenswerte Verblockung daher. Nur ein längerer Katarakt auf halber Strecke weckte die Lebensgeister kurzzeitig – durch etwas mehr Action im Bach sowie die recht effiziente Bergung eines auf einem Stein gelandeten gekenterten Boots.

Durch den satten Wasserstand am ersten Tag etwas eingeschüchtert beendeten alle bis auf Volker und Armin die Tour vor der Waldschlucht.

Guisane - junges Bächlein am Einstieg signal 2023 06 05 20 22 09 784 5

Run 2:

Volker und Armin ballerten ohne Zwischenfälle und ohne auch nur ein Kehrwasser zu nehmen, durch die Waldschlucht, welche dick eingeschenkt war und steiles WW IV+ bot (2 Paddler x 9km bis Briançon, kurz nach Brücke D94; ein Wehr mit Bootsrutsche war trocken, musste umtragen werden).

Run 3:

Simon fuhr Rumi, Sabine und Nils zur Slalomstrecke auf der Durance nach L’Argientière, von wo aus die drei auf Ronja trafen und zu viert bis ins Camp paddelten (WW3 Slalom-Strecke und ca. 14km WW1 x 4 Paddler), wo Ute mit kühlem Bier wartete.

Run 4:

Nach der Befahrung der Waldschlucht waren Volker und Armin im Paddelflow. Die Sonne strahlte und das Brot im Auto füllte die Energiespeicher und motivierte die vier Verbliebenen zu einem schnellen „Feierabendrun“ auf der Onde (Einstieg Brücke an der Straße „Le Villard“, ca. 5.5km oberhalb der Mündung, bis Brücke D504 La Vallouise). Es gibt am Einstieg zwei Möglichkeiten, die Tour zu starten: Entweder vor einem harkeligen WW4+ Katarakt oder 100m weiter an dessen Ende. Der auf Feierabend eingestellte Autor des Beitrags setzte aus dem Chicken-Kehrwasser unterhalb des Katarakts noch eine WhatsApp mit dem Inhalt „Schnell Onde, 30 min“ ab und musste zusehen wie zuerst Armin eine unkonventionelle Linie fuhr, dann Volker auf der geplanten Linie stecken blieb und nur unter Paddelbruch herauskam sowie Julia, die von Linie nichts mehr wissen wollte und stattdessen Volkers Boot und Paddelhälften nachjagte.

Das Boot verklemmte sich zum Glück auch ohne Insassen rasch auf einem Stein, sodass das Material schnell geborgen und ein Ersatzpaddel aus dem nur wenige Meter entfernten Auto geholt werden konnte. Steinig, schnell und fast ohne Pause rauschte die Onde wie ein 5km langer Film furios gen Tal. Schön, und ohne weitere Zwischenfälle, doch musste Rob am Ende Armin zu seiner Definition von „Feierabend“ befragen. Auch war den Wettergöttern das Opfer nicht recht: Nur wenige Minuten, nachdem sich die Onde Volkers Paddel geholt hatte, zog der Himmel zu. Unter Donnergrollen setzte heftiger Regen ein. Es sollte eine der stürmischen und verregneten Nächte werden, denen wir durch Wechsel des Reviers versucht hatten zu entfliehen.

Pfingstmontag, 29.05.2023 – Action-Wanderpaddeln auf Guil und Durance

Nach dem Regen waren die Wasserstände angestiegen und wir suchten eine Paddelstrecke, die viel Wasser vertrug und auf der alle mitkommen konnten. Es wurde der unterste Guil ab Pont de Simoust, sowie die anschließende Durance bis Embrun:

  • Guil, 4km WW II-III bis zur Mündung, dann 19km Durance WW II (III+)
    • Ein Pont de Simoust
    • Aus an der Blockstufe in Embrun (davor oder danach)
  • Pegel Embrun 115m3/s, HMW
  • 9 Paddler (8x WHW)
  • 184 Vereinskilometer

Der Guil war anfangs noch recht flott unterwegs und hatte einige früh sichtbare Löcher und Steine parat. Ab der Mündung bis zur Rabioux-Mündung war es eher eine Wanderfahrt. Auch die untere Slalomstrecke war bei dem Wasserstand großteils abgesoffen und erst nach der Rabioux-Walze (nach Besichtigung rechte Zunge gefahren) legte sich die Durance nochmal mit fetten Wellen und Löchern ins Zeug.

Rob verschwindet im Rabioux Julia hüpft auf dem unteren Guil ins Kehrwasser Chefkoch Volker muss arbeiten während der Rest zuschaut

 

Schweren Herzens wurden weitere Paddelambitionen zugunsten einer großen Portion Pilz-Zwiebel-Röstzwiebel-Zwiebelspätzle beiseitegelegt.

Dienstag, 30.05.2023 – Schreckmomente auf der Clarée

Es gab einen Frühstücksrun auf der Durance – Simon setzte Volker, Julia und Nils an der Slalomstrecke in L’Argentière aus und ging einkaufen, während die drei mit leerem Magen 14km ins Camp paddelten (42 Vereinskilometer). Entsprechend angespannt war Julias Stimmung bei der Ankunft im Camp. Nach einem wohltuenden Frühstück ging es in Richtung Montegenèvre hoch hinauf ins Tal der Clarée.

Die Clarée wirkt mit ihrem klar-blauen Wasser und den hellen Felsen ein wenig wie die Koritnica auf Steroiden. Auf einen schwereren Oberlauf (WW IV, dann abnehmend) folgt ein leichterer unterer Abschnitt (WW2), welcher sich durch einen alten Nadelwald schlängelt und leider öfter mit Baumhindernissen verrammelt ist, so wie auch an diesem Tag. Kurioserweise übernimmt sie nach der Mündung eines ca. 1m schmalen Rinnsals dessen Namen und fließt fortan als Durance weiter.

Etappenweise konnte unsere Gruppe diesen Fluss befahren: Armin, Volker, Ute und Rob starteten ab dem Siphon beim Hundezwinger in Névache-Roubion und wurden ab der Brücke von Plampinet vom Rest der Gruppe begleitet. Sabine spülte noch das Guilwasser mit Cola-Kuren aus ihrem Magen und Simon bespaßte die Hunde bei einer Wanderung.

  • Clarée, 4km WW III (IV) bis zur Plampinet, 10km WW II bis Durancemündung
    • Ein Névache-Roubion unterhalb des Siphons
    • Ein zweite Brücke Plampinet
    • Aus an der Durancemündung
  • Pegel Val des Prés 8.6m3, NMW
  • 8 Paddler, 7x WHW (4x14km, 4x10km)
  • 82 Vereinskilometer

Die schwere erste Etappe war bei strahlendem Sonnenschein eine Party und sorgte für wenig Aufregung. Auch der erste Teil des unteren Abschnitts lief gut, bis sich der Fluss sich in einen intensiv ätherisch duftenden sandigen Kiefernwald grub. Zahlreiche Bäume waren in den Fluss gestürzt und blockierten die Durchfahrt. Zwei Abschnitte mussten aufgrund mehrerer unpassierbarer Bäume auf je 100m oder mehr umtragen werden. Einige Holzhindernisse lagen schlecht einsehbar und erforderten schnelle Reaktion: Julia konnte mit einem kräftigen Boof eine Rampe aus Ästen hochfahren und kam nur wenige Zentimeter vor der Uferböschung zum Halt. An anderer Stelle bildete Rumi eine Kette mit Volker und einem Felsen im Kehrwasser, um nicht in einen Baum zu rauschen.

Nach Ende der Waldpassage plötzlich aufgeregte Stimmen – ein herrenloses Paddel auf einer Kiesinsel im Fluss. Kurz durchgezählt – keiner war baden gegangen. Hatte jemand sein Paddel verloren? Auch das war nicht der Fall. Rob barg ein nagelneu aussehendes Carbonpaddel ohne Namen und nahm es mit, schlimmes befürchtend. Etwa einen Kilometer weiter wurden die Spekulationen über den Ursprung des edlen Paddels jäh unterbrochen: Ein metallic-blauer Helm blitzte unter einem leicht angespülten Baumverhau in der Kurve hervor. Alle ins Kehrwasser, Luft anhalten. War der Besitzer des Paddels hier unter das Holz geraten? Schließlich traute sich Volker, auf das Holz zu klettern und nachzusehen, was sich unter dem Helm im Holz verbarg: nichts! Auch der Helm wurde mitgenommen, wieder recht neu und ohne Beschriftung. Noch wenige Kilometer, sogar ein kleiner Schwall, doch die Augen suchten den Fluss nicht mehr nach Wellen und Steinen ab, sondern hielten angespannt Ausschau nach weiteren Zeugnissen des rätselhaften Unfalls, der sich hier ereignet haben musste. Wo war das Boot? Und vor allem, wo war der Paddler und wie hatte die arme Sau den Helm verloren?

Am Ausstieg dann die Erleichterung: In der RiverApp hatte jemand bereits den Verlust seines Materials dokumentiert und eine Telefonnummer hinterlassen. Die Gruppe war auf dem selben Campingplatz wie wir. Neben Gerstensaft für unsere Bergung bekamen wir noch die Geschichte des Materialverlustes zu hören.

Briancon - Sehenswerter Zwischenstopp auf dem Weg zur Clarée Die Clarée am Einstieg

Mittwoch, 31.05.2023 – Oberster Guil und neue Paddelzeichen

Neblig kalte Stimmung am obersten GuilMorgenrun die zweite: Vor dem Ausflug ins Guiltal begaben sich Simon, Julia und Volker auf einen kurzen Morgenrun. Runter zur unteren Slalomstrecke, vier flotte Kilometer (12 Vereins-km). Es wurde berichtet, dass Julia einen signifikanten Teil der Slalomstrecke als U-Boot zurückgelegt hat – ohne das Boot zu verlassen und dank neuem Trockenanzug auch völlig wasserfrei.


Nach dem Regen waren die Wasserstände überall noch recht hoch, doch noch eine Durance Wanderung wollten wir nicht. Der Obere Guil, das hatte eine benachbarte Gruppe empfohlen, sei spaßig. Also hoch den Pass, vorbei an der tobenden mittleren Guil-Schlucht (wie mittlere Ötz bei fett Wasser), dem gruseligen Wehr am Stausee, dem erhabenen Château Queyras und seinem randvollen Burggraben, weiter den Fluss hoch, noch weiter als die obere Standardstrecke, immernoch randvoll und für die meisten einen Schluck zu fett eingeschenkt, schließlich bis and Ende der Welt, Verzeihung, der Straße. Rechts Mondlandschaft aus Geröll, links Teletubbie-Land im Nebel, schattige 7° und Nieselregen. Der Fluss, an dieser Stelle kaum 4 Meter breit, steil, steinig und schnell. Und kalt. Sehr kalt. Auf den ersten Kilometern galt es nur, das Boot auf der schnellen steinigen Strecke gerade zu halten. Ein unfahrbarer Baum musste umtragen werden, auch wurde ein mehrere Meter langes Rohr im Fluss gesichtet (kennt jemand ein nicht-obszönes Handzeichen für „Rohr im Bach“?).

 

  • Oberster Guil, 10km WWIII (III+)
    • Ein L’Échalp am Ende der befestigten Straße D947
    • Ein Brücke Ristolas
    • Aus rechts, etwa auf Höhe Camping Le Gouret, noch deutlich vor der Straßenbrücke mit den Serpentinen
  • Pegel 35m³ Brücke Montbardon, mittlerer Guil (queyraft.com)
  • 7 Paddler, davon 6x WHW (1x4km+ 6x11km + 3x7km)
  • 73 Vereinskilometer

Rumi verlor leider bereits auf den ersten Metern ihr Boot, welches noch einige Kilometer weit schwamm und sich schließlich im Blockwehr von Ristolas unter einem Baum einkeilte, wo es kaum beschadet geborgen werden konnte. Ab dort änderte sich der Flusscharakter. Es wurde wuchtiger und interessanter, Walzen, kleine Blöcke und Wellen in einer kleinen Schlucht zeichneten nun ein abwechslungsreicheres Bild. Die Fahrt wurde am Straßenrand vor einer Reihe von unfahrbaren Wehren beendet und Volker, Julia und Armin wiederholten das Teilstück ab dem Blockwehr.

Erwähnenswert ist ein Abendessen, das dank Ute auf diesem Trip Premiere feiern durfte: Unter massiver Hobel-Action bereitete sie Chakalaka zu, das unsere Geschmacksknospen und Verdauungssysteme nach zwei Tagen Spätzle mit Zwiebeln und Röstzwiebeln wieder in den grünen Bereich brachte.

Donnerstag 01.06.2023 – Ubaye

Es war schönes Wetter angesagt, also planten wir eine lange Tour nach Volkers Geschmack. Drei aufeinanderfolgende Abschnitte von unterschiedlicher Schwierigkeit mit, 13, 13 und 5 km Länge wurden zum Ubaye-Triple erkoren. Die ausgewählten Abschnitte auf der Ubaye waren keinem der Paddler bekannt, sodass Umsetzen und Scouten ganze zwei Stunden dauerte. Dank ansprechender Pegel waren die 26km in flotten drei Stunden abgespult.

  • Obere Ubaye, 13km WWIII (III+), 13km WWII, 5km WWIII-IV (IV)
    • Ein Saint Paul la Lauzière (9 Paddler)
    • Aus Rock’n’Raft (4 Paddler)
    • Aus knapp 500m vor der Brücke La Fresquière (5 Paddler)
  • Pegel la Fresquière 35m3, NMW/MW auf den ersten beiden Abschnitten, fett MW auf dem letzten.
  • 9 Paddler, davon 8x WHW (5x31km + 4x26km)
  • 228 Vereinskilometer

Das erste Teilstück von la Lauzière bis Jausiers war mit WWIII bewertet und hielt auch einige Passagen in diesem Schwierigkeitsgrad bereit. Insbesondere der Anfang war etwas wuchtiger und durch einen neuen Hangrutsch hatte sich ein Schwall gebildet, der von der Straße harmlos aussah, auf dem Wasser aber gerne „Schiffe versenken“ spielte. Ab Jausiers verlief die Ubaye entweder in einem breiten flachen Kiesbett oder kanalisiert im Bereich der Ortschaften. Dort mischten sich nach und nach Seitenbäche dazu, die schwarzes Sediment in die Ubaye förderten und dem anfangs klar-blauen Fluss seine typische dunkelgraue Farbe verliehen. Die Kisbankstrecke war trotz ihrer Länge nie langweilig. Gewaltige hochalpine Landschaften, Sufwellen, ein perfekter 360° Rock Spin von Ronja sowie schwimmende Rehe, die zwischen den Kajaks den Bach kreuzten verkürzten uns die Strecke. An der Rock’n’Raft Station, erkennbar am qualmenden Misthaufen, verließen Rumi, Ronja, Nils und Simon die Gruppe und holten die Autos, während der Rest noch einen äußerst wuchtigen Ritt auf der III-IVer Strecke bis la Fresquière genoss. Der Eingangskatarakt war bei unserem Pegel von 35m³ eher mit WW IV zu bewerten – vorher von der Brücke die ungefähre Linie planen war schon gut, um nicht von den Löchern unterwegs gefressen zu werden. Trotz sorgfältiger Manöverdiskussion wurden dann doch in Boatercross-Manier drei verschiedene Linien durch den Katarakt gefunden, also kann es so schwer gar nicht gewesen sein… Wir beendeten die Fahrt in einem Kehrwasser auf der rechten Seite ca 500m vor der Brücke von La Fresquière. Auf den letzten 200 Metern zur Brücke legt der Fluss nämlich nochmal richtig zu und geht direkt in die nachfolgende V-er Strecke über, die bei unserem Wasserstand jenseits von Gut und Böse war.

Bei schönstem Wetter ging es entlang des gigantischen Serre-Poncon-Stausees zurück ins Camp, wo wir endlich – nach fast einer Woche – lobenswerte Effizienz an den Tag legten. In paralleler Bestleistung waren binnen weniger als einer Stunde drei Salate zubereitet sowie, Käse, Würstel, Steaks und gefüllte Pilze gegrillt und noch deutlich schneller verspeist.

Freitag, 02.06.2023

Simon und Rob machten sich auf den Weg zurück nach Stuttgart, während der Rest der Gruppe die Guisane paddelte, deren Pegel etwas gefallen war. So kam Julia auch noch in den Genuss der Waldschlucht, auf die sie am ersten Tag verzichtet hatte. Eine Wehr-Hüpf-Befahrung des Fournel stand wohl ebenso auf dem Programm wie eine Befahrung der Durance ab der Slalomstrecke von L’Argentière, bei der Sabine auch noch ins Boot kam.

In der Gesamtschau ein sehr schöner und wie so häufig kulinarisch wertvoller Trip in weit entfernte Gefilde. Auch die Wasserstände stimmten, wenn man sich auf Tempo und Wucht einstellen konnte. Bei frühlingshaften Wasserständen mussten wir uns vorwiegend mit den offenen Strecken begnügen und die technischen Schluchten des Guil und der Ubaye liegen lassen. Bei sommerlichen Niedrigwasserständen sind diese sicher auch einen Besuch wert. Kilometerliebhaber Volker resümiert 929 Vereinskilometer, von denen der Chronist bis Donnerstag knapp 790 dokumentiert hat.

Aufgund der unterschiedlichen Komfortzonen und des Mangels an einfacheren Strecken zum Spielen mussten wir vor Ort die Logistik stets im Blick behalten. Wer steigt wo ein, wann steigt wer aus, um welches Auto wohin zu setzen? Dies ist an Flüssen wie der Soca gewiss einfacher, weil fast jeder fast jede Strecke mitfahren kann. Dafür wurden wir mit fantastischen Landschaften, einem tollen Camp und vielen neuen Paddel-Eindrücken im dritten und vierten Schwierigkeitsgrad belohnt. Ohne die Orts- und Flusskenntnis von Armin wäre das ganze nicht zu stemmen gewesen - durch lange Erfahrung konnte er jeden Bach bei den gegebenen Pegeln einschätzen und stets die Logistikplanung unterstützen. Tausend Dank dafür!

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