Der Anblick der einzigartigen geschwungenen Schrift verrät dem neugierigen Leser das Ziel des diesjährigen großen Wildwassertrips: Georgien. Das kleine Land, welches westlich ans Schwarze Meer grenzt und wie ein Keil zwischen dem großen Kaukasus im Norden und dem kleinen Kaukasus im Süden liegt, ist nicht nur für Paddler schon lange ein Sehnsuchtsort. Ute und Volker waren bereits in Georgien gewesen und stellten den Kontakt zur georgischen Outdoor-Legende Misha her. Er und der nicht minder legendäre Gelände-Sprinter Fahrer Merab waren für zwei Wochen unsere Guides und Fahrer, brachten uns in die Berge, durch den Regen, aus dem Regen heraus und vor allem auf die zahlreichen Flüsse.
11.10.2024 – Anreise von Memmingen nach Kutaissi
Am Scheuer-International-Airport in Memmingen starten seit Jahren regelmäßig Paddlergruppen in Richtung verschiedener Destinationen wie Albanien, Griechenland oder auch Georgien. Die Boote, mit Paddelsachen vollgestopft, wurden von Wizz Air ohne Probleme als Sportgepäck mitgenommen und flogen mit nach Kutaisi, die drittgrößte Stadt Georgiens.
Kurz vor 2 Uhr verließen wir das Terminal mit unseren Booten und wurden von Misha und Merab mit vorbereiteten Dachträgern und kühlen Getränken empfangen. Das Wetter war mild, es fühlte sich nach Urlaub an. Während der halbstündigen Fahrt durch die Nacht wechselte sich absolute Dunkelheit ab mit bunten LED-Lichtern und Szenen von Nachtschwärmern, die an der dünn besiedelten Straße an ihren Autos schraubten oder in einer 24/7 Autowäsche für den nötigen Glanz sorgten. Unsere erste Unterkunft lag zentral in Kutaisi, wo wir am nächsten Morgen SIM-Karten und Verpflegung für die ersten Tage einkaufen konnten, bevor es in die Berge ging. Als Volker um 3:30 anfing, die Paddelpläne für die nächsten Tage mit Misha zu eruieren, zerstreute sich die Gruppe schnellstens auf ihre Zimmer.
12.10.2024 – Rioni und Transfer nach Ambrolauri
Nach einem äußerst reichhaltigen Frühstück mit Würstchen, Bratkartoffeln, Eiern, Omlettes und Gemüse erläuterte Misha den Plan: Die ersten Tage wie auch die vergangenen Wochen waren warm und trocken gewesen. In den Bergen war es bereits sehr kalt und in den kommenden Tagen müssten wir mit heftigem Regen im Western rechnen. Daher würde uns die erste Station an den Fuß des großen Kaukasus führen, wo wir Rioni (რიონი) und Tskhenistskali (ცხენისწყალი, Wikipedia sagt Zcheniszqali auf Deutsch) befahren würden. Diese Flüsse werden von Gletschern des großen Kaukasus gespeist und laufen zuverlässig.
Etappe 1: Rioni von Chedura Mündung bis Doppelbrücke
- Rioni, oberhalb Tvishi Schlucht.
- Einstieg links nach Chedura Mündung
- Ausstieg nach kleiner Klamm mit Schwall, Doppelbrücke in der Ortschaft Khimshi.
- Niedriger Wasserstand, 15km WW 2-3, 2x WW 3
- 10 Paddler, 7x WHW, 105 Vereins-KM
Am ersten Paddeltag starteten wir bei strahlendem Sonnenschein mit einer WW2-3 Strecke auf dem Rioni, welche immer wieder einen kleinen Schwall aufwies. Zwei Stellen, der „Knee-Rapid“ (der Fluss macht eine knieformige Kurve) und der Doppelbrücken-Schwall standen als etwas schwerer und wuchtiger heraus und sorgten für die ersten Schwimmer des Trips.
Nach dem Paddeln ging es in die Regionshauptstadt Ambrolauri, wo sich Ute im Restaurant das Rezept für die Walnusssoße geben ließ. Die meisten Gewürze kennt man in Deutschland nicht, also wurden noch Tütchen mit grünen und gelben Pulvern gekauft. Doch das Highlight war das T-Shirt des jungen Küchenhelfers: Durch die Durchreiche konnte man die deutsche Aufschrift „Ich bin wirklich super“ lesen. Wir wunderten uns ein wenig. Später stand der Junge an der Bar, wodurch eine weitere Zeile des Schriftzugs sichtbar wurde: „…im Bett“. Wir wunderten uns doch sehr und fragten die Bedienung (sie hatte in Deutschland studiert), ob er denn wisse, was auf dem Shirt steht. Sie holte ihn daraufhin an unseren Tisch, damit wir das Kleingedruckte lesen können: „Manchmal schlafe ich bis zu 9 Stunden“.
13.10.2024 - Rioni die zweite
Etappe 2: Rioni Tvishi Schlucht und Transfer nach Lentekhi
- Rioni, erweiterte Tvishi Schlucht
- Einstieg bei Werksgelände (Kies?) an der Sharaula Mündung
- Ausstieg ca. 3km unterhalb der Ortschaft Mekvena
- Niedriger Wasserstand, 28km WW 2-3, 3+ in den Katarakten
- 10 Paddler, teilweise mit späterem Einstieg beim Rafcamp kurz vor dem Wasserzulauf im Rajanuri HPP (6km nach oberem Einstieg): 6x 28km, 1x22 km: 190 Vereins-km
Bei satten Wasserständen kann es in der Tvishi-Schlucht heiß hergehen. In unserem Fall waren die meisten Stellen eher gemütlich und lediglich die letzten Schwälle der Strecke waren als 3+ zu bewerten. Leider gab es an dieser Stelle ein Domino-Schwimmfest: Jörg trennte sich nach vielen Rollversuchen von seinem Boot und Rob büßte beim Versuch, zu helfen, sein Paddel ein, nicht wissend, dass hinter der nächsten Ecke die Schwierigkeiten nochmal zunehmen würden. Simon bekam bei der Szene große Augen und übersah dabei einen Felsen von 5m, der ihn fällte. Jörg hing mittlerweile an Volkers Heck und forderte ihm eine Rolle ab, Rob jagte mit Jörgs Paddel sein eigenes und Simon, der sich selbst aus dem Fluss gezogen hatte, prallte beim Versuch, das Kehrwasser zu verlassen, nochmals gegen den selben Stein. Auch Claus war zwischenzeitlich baden gegangen, was in der ganzen Aktion etwas unterging, genau wie Ronjas vorzeitiges Ende der Tour.
Gut, dass nach der Stelle der Fluss breit und gemütlich wurde. Auf der Wiese beim Ausstieg war dann genug Zeit, die Erlebnisse im Katarakt zusammenzutragen und ein erstes Gruppenfoto mit schneebedeckten Gipfeln im Hintergrund zu schießen.
Wir reisten abends weiter nach Lentekhi, wo wir in einer zum Hotel umgebauten Burg residierten und im Konferenzraum auf dem Dachboden alte Seile zum Wäschetrocknen spannen durften.
Abends war die Tafel in unserer Burg königlich gedeckt, Misha leitete fachmännisch eine Verkostung Georgischer Weine und half zudem, einen Kuchen mitsamt Kerzen für Pascals runden Geburtstag zu organisieren.
Merab holte nachts Sebastian und Anna Lena vom Flughafen ab, was unsere Gruppe von 12 Paddlern komplettierte.
14.10.2024 – Tskhenistskali (ცხენისწყალი, Zcheniszqali) die obere.
Der Morgen begann nicht weniger royal als der vergangene Abend: Mit Kuchen, Kerzen und Sekt zur Feier des Tages. Mit einem niedrigen Wasserstand starteten wir auf einer oberen Etappe des Tskhenistskali und bemühten uns, den Kontakt des Bootes mit Steinen sowie den Kontakt von Fingern mit dem kalten Wasser zu vermeiden. Wikipedia behauptet, der Name des Flusses käme vom georgischen Wort für „Pferd“, Tskheni. Das ist natürlich Unsinn. In Wahrheit ist der Flussname ist eine georgische Verballhornung der Beschreibung „Schön ist‘s, kalt ihh“.
So glitten wir auf flüssigem Eis durch ein Hochtal, in dem bis auf die Bergspitzen herbstlich bunte Laubwälder für eine schöne Kulisse sorgten. Am Ende der ersten Klamm (die Straßenbrücke überquert die Klammausfahrt und der Pischkori mündet von rechts) konnten wir zwischen den steilen Felswänden, kein Flussbett, sondern ein Spalier von drei Baggern im Fluss erspähen, die eine neue Straße bauten und Kanäle zwischen Schuttbergen schaufelten. Mishas Versuch, sie auf uns aufmerksam zu machen scheiterte, doch als das erste bunte Boot sich den gelben Maschinen näherte, stellten sie die Arbeiten ein und filmten stattdessen unsere Erstbefahrung des Caterpillar Katarakts. Der Großteil der Gruppe beendete die Fahrt nach gut 20km vor einem Felssturzkatarakt, wohingegen Ute, Volker und Armin den Katarakt und die darauffolgende schöne Waldschlucht (insgesamt 5km) mitnahmen.
Etappe 3: Tskhenistskali oberhalb Benieri bis Wiese Ortsende Leusheri
- Tskhenistskali
- Einstieg oberhalb Benieri (3 Häuser, Bachmündung von rechts)
- Erster Ausstieg vor Katarakt, ca. 1km nach Mündung des Kheshkuri von rechts im Ort Luji
- Ausstieg Wiese mit Fußballplatz am Ortsende von Leusheri
- Niedriger Wasserstand, WW maximal 3+ im letzten Stück, sonst 2, 2-3
- 10 Paddler, teilweise mit früherem Ausstieg: 7x 21km, 3x26 km: 157 Vereins-km
15.10.2024 – Transfer durch das Tskhenistskali-Tal
Die erste Etappe des Transfers ans Schwarze Meer wurde im Boot zurückgelegt: Wir starteten in Lentekhi auf dem Tskhenistskali und paddelten bis kurz vor den Stausee in Zageri. Trotz der geringen Wassermenge gab es zahlreiche nette Schwälle bis WW III.
Etappe 4: Tskhenistskali oberhalb Lentekhi bis kurz vor Zageri Stausee
- Tskhenistskali
- Einstieg an der Brücke am Ortseingang von Lentekhi
- Erster Ausstieg auf Höhe einer kleinen Kirche und Trinkwasserbrunnens in Mazashi (11km)
- Zweiter Ausstieg ca. 5km weiter auf Höhe des Ortes Kvedrishi
- Niedriger Wasserstand, WW 2-3
- 11 Paddler, teilweise mit früherem Ausstieg: 2x 11km, 9x16 km: 123 Vereins-km
Nach der Paddelei und leckeren Khatchapuri, die Misha unterwegs organisiert hatte, folgten wir dem Lauf des Tskhenistskali durch einen malerischen Herbstwald bis in die kolchische Tiefebene nach Kobuleti am Schwarzen Meer. Dort erwarteten uns subtropisch feuchtes Klima und nächtliche T-Shirt Temperaturen. Grund für den Ortswechsel waren fallende Temperaturen in den Bergen und der vorhergesagte Niederschlag, welcher im Swanetischen Bergland bereits als Schnee herunterkommen würde.
Um die lange Fahrt zu teilen, nahmen wir einen kleinen Umweg zum unteren Tekhuri in Kauf, wo wir bei Niedrigwasser die schöne kurze Klamm befuhren und uns einen Überblick über die Lage an den heißen Schwefelquellen von Nokalakevi verschafften.
Etappe 5: Tekhuri von Betlemi bis Nokalakevi Festung
- Tekhuri
- Einstieg an der Mündung des Gurdzemi von rechts
- Ausstieg rechte Kiesbank an der Nokalakevi Festung
- Mindestpegel, 3 Stellen WW 2-3, mehr bei mehr Wasser
- 10 Paddler, 3.5km, 25 Vereins-km
16.10.2024 – Kintrishi Jungle Run und Batumi
In der Nacht zum Mittwoch setzten die ersten Regenschauer ein und brachten das ersehnte Wasser. Morgens strahlte jedoch die Sonne und unter tiefblauem Himmel fuhren wir auf dampfenden Straßen durch tropfende Wälder zum Kintrishi (კინტრიში) in den Ausläufern der Meskheti Bergregion. Etwa die Hälfte der Gruppe setzte am Wasserkraftwerk ein, wo zu den ca. 10m3 Flusswasser noch etwa weitere 5m3 hinzu kamen und fettes, kakaofarbenes Mittelwasser brachten.
Die Sonne strahlte und der Dunst im Lorbeerwald roch nach Moos. Schlingpflanzen rankten sich entlang der dichten Bäume und hingen über dem braunen Wasser. Nur Krokodile fehlten, um das Dschungelfeeling perfekt zu machen. Doch auch ohne Krokodile ging es auf dem Fluss spicy zu: Auf den ersten 3km reichten einige Katarakte an den vierten Schwierigkeitsgrad heran und waren bei dem satten Wasserstand schnell und pushy. Nach einer Rechtskurve vorbei an einem markanten kugelförmigen Felsen stiegen Claus und Jörg hinzu und teilten mit uns die nicht minder spaßigen restlichen 4km WW3 bis zum Ausstieg an der Brücke beim „Riverside Kobuleti“.
Es musste unbedingt ein zweiter Run her. Wieder stiegen 7 Paddler am Kraftwerk ein, wo der Fluss bereits klarer und deutlich niedriger war. Misha gesellte sich zu uns auf den Bach und brachte positive Vibes und Kampfschreie, mit denen er angespülte Steine anschanzte. Volker überredete einen Teil der Gruppe, noch „2 km“ bis zu einer Spielwalze mitzunehmen. Es waren gut 6 lange Kilometer WW2 bis Flachwasser.
Den letzten regenfreien Abend verbrachten wir in Batumi, dem Las Vegas Georgiens. Die herausgeputzten Promenaden und Altstadtfassaden sowie die hypermodernen Hochhäuser versetzten uns nach einer knappen Woche Landleben kurzzeitig in eine andere Welt. Auf den Straßen und in den Lokalen war Russisch die dominante Sprache: Touristen und Kriegsdienstflüchtlinge wie wir erfuhren.
Etappe 5: Kintrishi HPP bis Doppelbrücke Khutsubani
- Tekhuri
- Einstieg an der Mündung des Gurdzemi von rechts
- Ausstieg rechte Kiesbank an der Nokalakevi Festung
- Mindestpegel, 3 Stellen WW 2-3, mehr bei mehr Wasser
- Run 1: 7x 7km (35 Vereins-km) + 3x 4km (1x4 Vereins-km)
- Run 2: 2x 7km (14 Vereins-km) + 3x 11km (22 Vereins-km) + 5x 14km (42 Vereins-km)
- Insgesamt 117 Vereins-km
17.10.2024 – Chakvistskali bis ins Meer – Riders on the Storm
Nachdem der vorhergesagte Regen Tag um Tag verschoben wurde, gab es nun kein Halten mehr. Ein heftiger warmer Wind ließ die dicken Regentropfen waagerecht fliegen und brachte sogar die Dichtigkeit unserer Hotelfenster an ihre Grenzen. Wer seine Paddelsachen auf der überdachten Terrasse trocknen wollte, fand diese entweder komplett eingeregnet oder vom Seil gerissen in einer Pfütze auf dem Boden. Kein Tag für Schönwetterpaddler. Die Bäche der Region waren bereits am frühen Morgen zu beachtlichen Strömen angeschwollen und die einzige Option war der Unterlauf des Chakvistskali.
Dort gab es einige rein mentale Barrieren zu überwinden: Zum Einstieg mussten die Boote über eine wackelige Hängebrücke getragen werden, die beidseits kniehoch mit rostigem Hasendraht gesichert war. Der Fluss sah mit seiner braunen Farbe aus, als führe er dickes Hochwasser, doch war er an dem meisten Stellen nur knöcheltief und wurde von viel Kies gebremst. Das in Frankreich entwickelte Handzeichen „Rohr im Fluss“ kam zum Einsatz,hatte jedoch keinerlei Konsequenzen. Außerdem war wohl tags zuvor eine Paddlergruppe damit beschäftigt gewesen, einen Kameraden aus der starken Brandung zu retten, nachdem er ins Meer gepaddelt war und 15 Minuten vergeblich versucht hatte, das Ufer zu erreichen.
Am Ende war alles halb so wild. Es blieben die Eindrücke vom dichten schweren Regen, der auf dem Fluss unzählige kleine Wasserperlen hochspritzen ließ und ein Gänsehaut-Muster auf die Flussoberfläche malte. Am Ausstieg verbrachten wir viel Zeit am Kiesstrand und bewunderten die Brandung mit Batumi im Hintergrund.
Abends aßen wir in einer Holzhütte mit Panoramafenstern direkt am Meer, über dem ein dickes Gewitter tobte. Man hörte die Brandung und im Licht der Blitze sah man hin und wieder das schäumende Meer, während der Holzkohlegrill hinter uns für Kamin-Feeling sorgte.
Etappe 6: Chakvistskali bis kurz vors Meer
- Chakvistskali
- Einstieg an der Mündung eines Creeks von rechts (Khalagrand Restaurant, Hängebrücke)
- Ausstieg Kiesbank links vor der Mündung ins Meer
- MW, 10km WW2
- Insgesamt 60 Vereins-km
18.10.2024 – Flucht nach Tbilisi
Der Regen war gekommen um zu bleiben und bevor die komplette Westküste unter Wasser versank (Spoiler: wir mussten einen Umweg nehmen, weil bereits Straßen wegen Überflutung gesperrt waren), brachte uns Misha über die neu gebaute chinesische Autobahn in den trockenen Osten des Landes nach Tiflis.
Unter der fast fertigen Autobahn (einige Tunnel mussten noch umfahren werden und ab und zu steckten 40-Tonner im aufgeweichten Schlamm) verlief der rote Fluss Dzirula zwischen Autobahnmüll und Bauschutt. Attraktiv genug für vier Paddler, während der Rest ein altes Kloster besichtigte und über die alte Hauptstadt Mzcheta mit ihrer geschichtsträchtigen Kathedrale nach Tiflis fuhr. Bei Tageslicht stellten wir uns auf die 4-Spurigen Straßen in den Stau und brauchten über eine Stunde für die letzten 5km in die Innenstadt.
Etappe 7: Dzirula Autobahn Canyon
- Dzirula
- Einstieg Brücke Ubisa
- Ausstieg Furtbrücke
- NMW, 9km WWII (1x III-IV, 1x III)
- 18 Vereins-km
19.10.2024 – Khrami Canyon 🐍
Den Khrami erreicht man über eine etwas abenteuerliche Piste, die durch einen Eichenwald und ein Wasserfassungsgebiet führt. Misha hatte beim Kraftwerk nach dem Wasserablass gefragt und erfahren, dass genügend Wasser für eine Befahrung im Fluss sein würde.
Weitgehend im zweiten Schwierigkeitsgrad mit spät sichtbaren schwarzen Felsen (Schluchteinfachrt WW III-IV, Besichtigung lohnt sich; verfallenes Wehr rechts angefahren, links ausgefahren; neues Bitcoin-Kraftwerk am Ausstieg über trockene Wehrstufen+Tosbecken getragen, Durchlass rechts unfahrbar) führt der Khrami durch einen 300m tiefen schmalen Riss in einem vulkanischen Hochplateau.
Nach einem Besuch in einem Roadside-Restaurant mit Brauerei (lecker Kellerbier) wurde es eine lange Nacht im Kaminzimmer einer Villa in der ehemaligen schwäbischen Kolonie Bolnisi. Hier wurden wir darauf konditioniert, dass Borjomi Wasserflaschen durchaus Chacha beinhalten können.
Etappe 9: Khrami obere Strecke
- Khrami
- Einstieg am Tor eines Trinkwasserschutzgebiets
- Ausstieg links vor Straßenbrücke gegenüber eines schön angelegten Camps/Grillplatzes, ca 500m nach einem neuen Wehr
- NW, 16km WW2 (III-IV, III)
- Insgesamt 128 Vereins-km
20.10./21.10. – Pause, Sonnenschein, Samshvilde Festung, Vardzia und Kura
Der Regen im Westen sollte noch 1-2 Tage anhalten, während es im Osten trocken blieb und merklich abkühlte. Misha zauberte die touristischen Highlights aus seinem Repertoire, führte uns bei bestem Wetter zur Samshvilde Festung hoch über der Khrami Schlucht. Abends machten wir uns dann auf in Richtung Südwesten, vorbei an der eisigen Mondlandschaft der Paravani-Hochebene bis zu einem Weingut kurz vor der türkischen Grenze nahe der Höhlenstadt Vardzia wo wir mit leckerem 100% selbst angebautem Essen (Gemüse, Wein, Geflügel und Fisch) versorgt wurden. Leider gab es kein Wasser vom türkischen Kraftwerk, sodass wir nicht die Kura-Strecke bei Vardzia paddeln konnten, sondern stoppten nach einer Besichtigung der Höhlenstadt kurz vor dem Quellort Borjomi, wo dank Kraftwerksablass immer Wasser auf dem Kura ist. Auf diesem Abschnitt begleiteten uns zwei georgische Paddler, denen Misha von unserer Durchreise erzählt hatte.
Der Fluss verläuft in einem eher offenen Flussbett entlang einer Hauptstraße und hat einige nette Schwälle. Zum Glück hatten wir vor der eiskalten Paddelei bei 5° noch Kaffee und Feuerwasser (mit der beste Chacha in den zwei Wochen) vom Kiosk am Einstieg bekommen.
Etappe 10: Kura Raftstrecke
- Kura
- Einstieg Wasserauslass Chitakhevi HPP
- Ausstieg Raftstation links, Flussschleife gegenüber ehemaligem Sanatorium
- NMW, 7km WW II(-III)
- Insgesamt 56 Vereins-km
Nach einer langen Fahrt durch die Nacht erreichten wir unser letztes Quartier im Karstgebiet der kolchischen Tiefebene. Dort warteten nach dem Regen satte, nicht mehr braune Flüsse.
22.10. – Khobistskali 2x
Ähnlich wie beim Kintrishi starteten wir im Sonnenschein auf einem Schotterweg in den Wald zum Khobistskali. Doch im Gegensatz zum Dschungelfeeling fanden wir hier Kalkfelsen und klares grünes Wasser. Ein Teil der Gruppe startete 4km oberhalb des Kraftwerks und nahm noch einige WW4 Stellen bei Niedrigwasser, sowie eine dicke Stelle unterhalb des Kraftwerks mit. Großartiges, stets faires Wildwasser mit einigen höheren Drops und verblockten Passagen, bei denen wir uns von Kehrwasser zu Kehrwasser gehangelt haben. An der Quelle Lugela stieg der Rest der Gruppe hinzu und begleitete uns für 6 weitere Kilometer. Der Pegel war bereits merklich gesunken (evtl hatte das Kraftwerk auch den Ablass reduziert), sodass der zweite Run nur an der Quelle starten konnte.
Abends profitierten wir von zwei georgischen Gruppen, die Geburtstage in unserer Unterkunft feierten. Einerseits wurden Volkstänze aufgeführt, andererseits ließ die Küche sich nicht lumpen und tischte auch bei uns vom Feinsten auf.
Ein schöner Abschluss zumal vier Paddler bereits am darauffolgenden Mittwoch abreisten.
23.10. – Oberer Tekhuri
Ein Highlight des Trips: Auf der Ladefläche eines Holzlasters wurden wir mitsamt Booten 40 min über holprige Wege das Tal des Tekhuri hochgekarrt. Zum Aufwärmen machten wir abwechselnd lange Hälse zum Scouten und Kniebeugen, um Ästen über dem Forstweg auszuweichen. Steiler Bach mit klarem blauem Wasser.
Direkt am Einstieg geht es mit großen Felsen, Verblockung und ordentlich Gefälle los (bis WW IV auf dem ersten Kilometer, satter Pegel, schöne Polster). Keine Zeit, den auf der Fahrt durchgeschüttelten Kopf langsam hochzufahren. Weier unten nahmen die Schwierigkeiten ab auf III-IV. Nach ca. 5km öffnet sich der Fluss kurzzeitig, bevor es 500m weiter wieder in eine Klamm geht. Dort gibt es eine hufeisenförmige hohe Stufe von gut 1m mit Rücklauf und Stein im Unterwasser. Auf Fotos und Videos von Vorjahren sieht diese ganz anders aus und scheint sich mit jedem Hochwasser zu ändern. Wer sauber ins Kehrwasser trifft, kann direkt vor der Stufe aussteigen und auf 20m mit Felsstart danach umtragen.
Etappe 12: Tekhuri
- Tekhuri
- Einstieg Klammausgang Khipagali-Mündung
- Ausstieg 1: Wiese nach Doberazeni Schlucht mit Hängebrücke (10km)
- Ausstieg 2: Markanter Gesteinsriegel („schräge Rippen“) unmittelbar vor Taleri (+5km)
- MW, 1km WW IV(-), dann III-IV, III
- Insgesamt 40 Vereins-km
24.10. Chobi, Spa day und Auspaddeln
Der letzte Tag vor der Rückreise. Für manche die Gelegenheit, es nochmal lässig angehen zu lassen und für andere die letzte Chance, Kilometer zu sammeln.
Gemeinsam befuhren wir den Khobistskali bei niedrigem Wasserstand und wurden von Misha in eine Fledermaushöhle geführt. Danach trennte sich die Gruppe in Paddler (unterer Tekhuri, bei mehr Wasser, kurzzeitig begleitet von Merab) und Planscher, die beide an den heißen Quellen von Nokalakevi auf ihre Kosten kamen. Insgesamt verbuchen wir hier noch 24 Vereins-km auf dem Khobi und 4 Vereins-km auf dem Tekhuri, bevor alle in den heißen Schwefelpools abtauchten, die Rob in die Kiesbank geschürft hatte.
Voller Eindrücke – von den Bächen und vor allem vom Land, das auf einer Fläche so groß wie Bayern so wahnsinnig viele Landschaften in sich vereint, traten wir am Vorabend der schicksalhaften Wahlen glücklich die Heimreise nach Deutschland an. In der Hoffnung, dass es nicht die letzte Reise nach Georgien war, ein dickes Danke an unsere Guides Misha und Merab sowie unsere zahlreichen Gastgeber, die diesen tollen Trip ermöglicht haben.