2018-03-23 bis 04.03. Griechenland: Wildwasser im Pindosgebirge

WHW im Land der Götter

Nach langer Planung und teils intensivem Vorbereitungstraining im Schnee stiegen am 23.03.2016 sechs Paddler vom WHW (die erfahrenen Paddler Karl-Heinz, Micha und Thomas, sowie die Rookies Julia, Max und Rob vom Kanupolo-Team) in den Flieger nach Athen. 20°, Sonnenschein, milde Brise. Doch wer jetzt an Badeurlaub denkt, der irrt (man munkelt jedoch, dass es die eine oder andere Schwimmeinheit gegeben haben soll). Auf dem Programm stand eine Tour durch Griechenland mit seinen schönsten Wildbächen, stets auf genussvollem WW2-3, organisiert und geleitet von Christoph „Scheuer“ Scheuermann.

agrafiotis blau 1

strasse 1    

Scheuer und Shuttlebunny und Co-Guide Daniel warteten bereits am Flughafen auf uns und brachten uns über Patras und Nafpaktos (beides mit Sonnenschein) zum ersten Basecamp: Das Evinos Village in Gefyra Mpania. Unter den letzten Sonnenstrahlen besichtigten wir die dort angelegte Slalomstrecke, die zwar einiges an Kies und Holz angesammelt hatte, aber dennoch gute Übungsmöglichkeiten zum Warmpaddeln bot. Mit der Dunkelheit setzte ein Regenguss ein, der uns, zusammen mit heftigem Wind, noch die nächsten vier Tage begleiten sollte. Umso froher waren wir, für die ersten Nächte ein Gästehaus gebucht zu haben.

Nun aber zum Paddeln: Am ersten Tag starteten wir auf dem Kanal, lernten unser Leihmaterial kennen und gaben den Guides eine Chance, uns kennenzulernen. Zum Abschluss des Tages paddelten wir den unteren Abschnitt des Evinos (ab dem Kanal ca. 17 km), der wildwassertechnisch eher unspektakulär seinen Weg durchs Kiesbett bahnte. Durch den höheren Wasserstand belebten kleine Schwälle hin und wieder die Tour.
Der zweite Tag startete ebenfalls am Evinos wenige Kilometer unterhalb der Fidakia-Mündung. Ursprünglich geplant als kleine Tour bis zur letzten Brücke vor der Evinos-Schlucht und der anschließenden Slalomstrecke, belebten zahlreiche „perfekte Steine“, Surfwellen, Prallwände und ein bedrohlicher „Strudel im Loch“, der sich im Nachhinein als harmloses Dessert entpuppte, die Paddelgeister: Beinahe die gesamte Gruppe beschloss, die anschließende Schlucht bis zur Slalomstrecke nicht im Auto, sondern im Boot zurückzulegen. Mit knapp 30 km in den Armen (zwischenzeitlich schob der Wind uns stromaufwärts) hatten wir uns das Abendessen redlich verdient. Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Thomas unser Küchenchef ist und bis zum Ende des Trips wagte es niemand, ihm diesen Posten streitig zu machen.
Für den dritten Tag hatten wir uns den Unterlauf der Fidakia vorgenommen: Ein schneller schmaler Bach mit glasklarem, bläulichem Wasser und leichten Blockpassagen zwischen weißen Felsen, die ein paar 3-er Stellen bildeten. So zumindest vor dem Platzregen, der den Bach binnen kürzester Zeit zu einer rotbraunen Schlammautobahn anschwellen ließ, die den Evinos bis runter zu unserem Camp einfärbte. In einem Café in Thermo wurde dann Scheuers Adventure-Alternative ausgearbeitet: Wir suchen uns einen Einstieg unterhalb des Evinos-Staudamms und paddeln die oberste Strecke. Früher die Königsetappe des Evinos, führt dieser Flussabschnitt seit der Inbetriebnahme des Staudamms meistens nicht genug Wasser. Einstieg? Keine Ahnung. Straßen? Vielleicht. Wasser? Wer weiß. Vier Stunden dauerte unsere Irrfahrt, bis wir schließlich von der Staumauer einen Nebenfluss erspähten, an dem wir einbooten konnten. Bis dorthin wurde aber nicht mehr der Fluss gescoutet, sondern die Straße, auf der wir vor dem Auto herliefen und Geröll entfernten. Für die abenteuerliche Anfahrt wurden wir mit einer
traumhaften Schlucht belohnt, welche uns schönes drop-and-pool Wildwasser und imposante, verlassene Landschaft bot. Zahlreiche Schleierfälle und ein großer Wasserfall säumten die Strecke und sorgten ebenso für staunende Gesichter wie die Boofsteine und die kleinen Spielwalzen, welche die Polo-Fraktion magisch anzogen.

      wasserfall 1                                      gruppenfoto

Ursprünglich war vorgesehen, 2-3 Tage im ersten Camp am Evinos zu verbringen und danach die hohen Berge und steilen Bäche im Norden zu erkunden. Doch wollten wir bei dem regnerischen Wetter und den zahlreichen „Land unter“ Meldungen aus dem Norden unser warmes und komfortables Camp nicht so recht verlassen und nahmen uns einen weiteren Evinos-Tag und eine Mammutstrecke vor: Angefangen von der mittlerweile etwas abgeschwollenen Fidakia, vorbei am altbekannten Strudel im Loch, durch die untere Schlucht bis zur Slalomstrecke, gefolgt von Käse-Lauch-Speckeintopf, alles WW2-3, doch spürte man die höhere Wasserwucht und die müden Schultern deutlich (Max ausgenommen).

trikeriotis                 trikeriotis2

Tag 5 begann „on the road“, mit einem Abstecher am Kloster in Proussos, bevor es zum Trikeriotis ging, der aus dem Zusammenfluss von Krikellopotamos (türkis) und Karpenisiotis (braun) hervorgeht. Von der Brücke am Zusammenfluss paddelten wir bis kurz vor die Mündung in den Kremasta-Stausee. Der Trikeriotis führte viel Wasser und drückte es mit einiger Wucht Schwälle hinab, an deren Ende stets schroffe Wände den Fluss um die Ecke zwangen. Die Heidelberger übten sich im Synchronschwimmen und alle (besonders die Guides) freuten sich auf den folgenden Pausentag in Anatoliki Fragkista, welcher ohne eine einzige Wolke am Himmel verging und zum Wandern und Planschen genutzt wurde. Abends kam die Gruppe wieder zusammen und erfreute sich an Ratatouille, Lagerfeuer und Stockbrot. In den folgenden Tagen wurden die Bäche um den Kremasta-Stausee befahren: Zunächst der Agrafiotis in seinem tiefblauen Zustand, dann der sehr entspannte Tavrapos und zum Abschluss nochmal der Agrafiotis, nach einem kräftigen Regenguss diesmal in rotbraun und wuchtig. Das schöne Wetter lockte uns abends aus den Häusern und Zelten, sodass Ausflüge nach Karpenisi und Grillen am Lagerfeuer auf dem Abendprogramm standen.

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Auf dem Weg nach Thessaloniki erwartete uns noch ein echtes Highlight: Der Venetikos mit seiner schwarzen Schlucht und seiner beinahe giftig wirkenden gelbgrünen Farbe. Wir starteten in der Klamm und paddelten 9km bis zur Mündung in den Alikamon. Der Fluss bot insgesamt eher einfaches Wildwasser, jedoch sorgten Schwälle und schwarze Felsblöcke für eine wahnsinnige Dichte an Spielstellen, die wir ausgiebig genutzt haben. Dennoch ließen es sich die jungen wilden nicht nehmen, im Anschluss das Stadtleben von Thessaloniki zu erkunden und feierten zu griechischem Hip-Hop bis in die frühen Morgenstunden.

Für die schönen Tage, das Planen der Tour, die Logistik, das Guiding auf dem Bach und die gute gemeinsame Zeit bedanken wir uns ganz herzlich bei Scheuer und Daniel von Toros Outdoors. Ein Gruß geht auch an unsere Begleiter Ronja und Jonas, die den Skill- und Safety-Level auf dem Bach erhöht haben und für gute Stimmung gesorgt haben.

Text & Bilder: Robert L.

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